Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordwestmecklenburg mbH (WFG) ist eine Gesellschaft des Landkreises Nordwestmecklenburg. Sie wurde zu Beginn der 1990-er Jahre gegründet. Ihre Kernaufgaben sind die Ansiedlung von Firmen, das Standortmarketing, die Bestandspflege sowie die Entwicklung und Umsetzung von Projekten zur Fachkräftebindung und -gewinnung. Der Landkreis ist einhundertprozentiger Gesellschafter der GmbH und wirkt direkt auf die Unternehmensziele und Arbeitsbereiche ein. Die WFG ist direkt dem Landrat unterstellt. Grund genug, den neuen Landrat, Tino Schomann zu seinen Zielen bezüglich der WFG zu befragen.

Herr Landrat Schomann, Sie sind nun seit mehr als 100 Tagen im Amt, was ist Ihnen in den ersten Wochen im Hinblick auf die Wirtschaft im Landkreis und den Standort Nordwestmecklenburg besonders aufgefallen?

„Wir in Nordwestmecklenburg sind in einer ‚Premium Lage‘, würde ein gelernter Verkäufer sagen: Auf der einen Seite gehören wir zur Metropolregion Hamburg, auf der anderen Seite ist man schnell in Rostock. Mit der A14 und der A20 haben wir zwei leistungsfähige Verkehrsachsen, die uns in ganz Deutschland und bis in das Ausland hinein an die unterschiedlichen Metropolregionen anbinden. Aber auch der Seeweg und damit der Zugang zum internationalen Markt ist mit dem Seehafen Wismar, den Häfen in Hamburg und Rostock sehr nahe. Infrastruktur ist aber immer ein Thema, bei dem ‚mehr geht‘.
Auch im digitalen Bereich, in dem wir leider gerade Verzögerungen, zum Beispiel beim Breitband-Ausbau, erleben. Die Wirtschaft hier vor Ort ist stark und breit aufgestellt. Von der Landwirtschaft über die Industrie bis hin zu den vielen kleineren und größeren Innovationsmotoren sowie Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben. Dazu kommt noch die landschaftlich und touristisch schöne Lage, mit der wir ebenfalls für uns werben können.“

Wie nehmen Sie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises derzeit wahr und was gefällt Ihnen dabei gut, was weniger gut?

„Die Wirtschaftsfördergesellschaft ist nach ihrer ‚Wiederbelebung‘ in den letzten Jahren mit viel Ideenreichtum an ihre Aufgaben herangegangen. Ich glaube, mit Geschäftsführer Martin Kopp, seinem Team und dem ehrenamtlichen Aufsichtsrat haben wir eine leistungsfähige Gesellschaft, die für Investoren und etablierte Unternehmen sowie Kommunen vor Ort gleichermaßen ein hilfreicher Partner ist. Wir müssen aber mittelfristig eine Strategie entwickeln, wie wir die WFG in Zukunft noch breiter, effektiver und nachhaltiger aufbauen.“

Häufig wird der Nutzen dieser Gesellschaft innerhalb der Kommunalpolitik hinterfragt. Was antworten Sie den Kritikern, warum ist der Zuschuss für die Gesellschaft gut angelegtes Geld?

„Erstens: Wirtschaftliche Entwicklung ist niemals ein Selbstläufer: Nordwestmecklenburg bietet zwar gute Voraussetzungen, aber das muss auch kommuniziert und stetig weiterentwickelt werden. Unternehmen vor Ort, neue Investoren und auch die Kommunen brauchen einen kompetenten Ansprechpartner, der speziell für sie da ist. Gewerbeflächen müssen vermarktet und der Standort NWM beworben werden. Davon profitiert die gesamte Region.
Zweitens: Wenn wir Unternehmen die Ansiedlung und die Weiterentwicklung im Landkreis möglichst einfach machen, ist das ein Standortfaktor und am Ende profitieren wir alle davon – die Gemeinden, die Unternehmen, der Landkreis und am Ende die Bürgerinnen und Bürger, die so attraktive und gut bezahlte Arbeitsplätze finden. Und drittens ist ein weiterer wichtiger Aspekt die Werbung um Fachkräfte für unsere Region. Auch hier leistet die WFG mit ihren Bemühungen auf vielen Wegen einen guten Beitrag. Der Rückkehrertag und die vom Welcome Service Center organisierten Aktivitäten sind dafür nur zwei Beispiele.“

Im Wahlkampf hatten Sie angekündigt, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft stärken und ausbauen zu wollen, was bedeutet das konkret?

„Wie im vorherigen Punkt bereits kurz angedeutet müssen wir eine Strategie der Zukunft entwickeln. Laut Gesellschaftszweck ist die WFG hauptsächlich dafür da, die restlichen bestehenden Gewerbe- und Industrieflächen der Gesellschaft beziehungsweise des Landkreises zu entwickeln. Sollten diese begrenzten Flächen jedoch alle verkauft sein, fällt eine wesentliche Grundlage der Arbeit weg. Daher müssen wir auch die Bestandspflege der Wirtschaft, die Entwicklung der Region gemeinsam mit den Kommunen in den Fokus nehmen. Dazu gibt es einige Ideen, die wir aktuell mit der Gesellschaft besprechen und zu einem späteren Zeitpunkt auch mit der Öffentlichkeit sowie der Politik diskutieren. Die WFG sehe ich als Dienstleister für viele Akteure im Landkreis und dazu gehören auch die Kommunen, die aktuell vielleicht noch zögerlich sind, die Angebote in Anspruch zu nehmen oder allein versuchen, zum Beispiel Grundstücke zu veräußern.“

Wo möchten Sie mit der Gesellschaft am Ende Ihrer Amtszeit stehen?

„Am Ende meiner ersten Amtszeit möchte ich eine Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die auf einem soliden Fundament steht und unabhängig vom Bestand der aktuell zu vermarkteten Restflächen leben kann. Dabei sollte der Zuschuss des Gesellschafters nicht weiter steigen, als in der jetzt bestehenden Finanzplanung vorgesehen. Die Angebote der WFG sollen für möglichst viele Akteure und Nutzer offen stehen. Der Fokus soll auf der Entwicklung der gesamten Region liegen und als eine Art Agentur fungieren.“

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