Seit Mai 2021 gibt es in Klütz eine kleine Keramik-Manufaktur, betrieben von Pia Schröder. In der stellt sie schlichte Gebrauchskeramik in traditioneller Handarbeit her. Ihre Erzeugnisse verkauft sie direkt an Ort und Stelle in ihrem Werkstattladen. „Das ist allerdings nicht mein gelernter Beruf. Ich habe einen Universitätsabschluss in Betriebswirtschaftslehre und habe zuletzt in einer Managementposition eines internationalen Marktforschungsunternehmen in der Marketing- und Vertriebsberatung gearbeitet“, erzählt die jetzt 53-Jährige. Die Keramik sei daher eine Zugabe-Karriere für sie. „Ab Mitte 40 stand für mich fest, nochmals etwas ganz Neues starten zu wollen. Und so bin ich 2019 von Hamburg nach Nordwestmecklenburg gezogen, um den Weg in diese zweite Karriere zu ebnen.“

 

Pia Schröder ist froh, diesen Schritt gewagt zu haben, wenngleich der Start während der Corona-Pandemie alles andere als leicht war. „Ganz davon leben konnte und kann ich davon bisher nicht, ich arbeite zusätzlich noch für einen gemeinnützigen Verein in Hamburg – insofern von Vorteil, dass ich zum Beispiel während des Lockdowns keine staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen musste.“ Dennoch empfand sie den im Vergleich zum Nachbarbundesland Schleswig-Holstein recht langen Lockdown hier als quälend. Auch jetzt gebe es nach wie vor Herausforderungen: Selbst in der Keramik-Branche kommt es zu Lieferengpässen. So sind laut Schröder spezielle Brennhilfen für Teller schon seit Monaten nicht lieferbar. Andererseits: „Doch wo Schatten ist, gibt es auch Licht. Das ist in Pandemie-Zeiten nicht anders. Nach Berechnungen des IW haben Konsumenten in Deutschland in der Corona-Zeit 2020/21 deutlich weniger für Einkäufe ausgegeben. Da hat sich Konsum quasi über viele Monate aufgestaut. Meine Kunden sind zu einem Großteil Urlauber und Tagesgäste. Da wird sowieso gerne Geld ausgegeben und nach dem langen Lockdown werden viele Einkäufe einfach nachgeholt.“ In Handarbeit hergestellte Qualitätsprodukte erfahren dabei eine besonders hohe Nachfrage und wertschätzende Aufmerksamkeit, da es immer Unikate mit individuellem Erscheinungsbild sind. „Die Pandemie hat diesen Trend aus meiner Sicht nochmals verstärkt. Im Bewusstsein der Konsumenten spielen Herkunft, nachhaltige Verarbeitung und Individualität heute eine viel größere Rolle als noch vor der Pandemie. Das kommt unserem Handwerk zugute.“ Neben der Gebrauchskeramik verkauft die Unternehmerin zusätzlich handgemachte, moderne Textilien und Druckerzeugnisse, die zum eigenen Angebot passen.

 

Als weiteres Angebot führt Pia Schröder darüber hinaus Kurse durch für alle, die einmal ausprobieren möchten, wie es ist, an einer Töpfer-Drehscheibe zu arbeiten. „Der Zuspruch ist überwältigend und übertrifft bei Weitem meine Erwartungen.“ Das hat zur Folge, dass die Drehscheiben-Kurse bereits weit im Voraus ausgebucht sind, die Nachfrage im Moment gar nicht bewältigt werden kann. Dabei gilt bei allem, sowohl im Laden, als auch bei den Kursen, absolute und strenge Maskenpflicht. „Die Kurse an der Drehscheibe finden aktuell auch nur in Kleingruppen statt. Und um noch mehr Sicherheit zu schaffen, habe ich während der Kurszeiten zusätzlich einen HEPA-Luftfilter im Einsatz“, so die Töpferin.

 

Da das kleine Unternehmen so sehr stark vom Tourismus abhängig ist, von Urlaubern genauso wie von Tagesgästen, wünscht sich Pia Schröder, dass sich der Klützer Winkel noch viel stärker als Regionalmarke etabliert und bekannter gemacht wird. „Es braucht eine gemeinsame Vermarktungsplattform unter einem Dach, damit Unternehmen, Privatpersonen und Öffentliche Einrichtungen der Tourismusbranche für sich werben können.“ Selbst aus Hamburg stammend weiß sie, dass zum Beispiel selbst 30 Jahre nach der Wende viele Hamburger den Klützer Winkel noch immer nicht kennen.

Peter Täufel

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