„Wie wir künftig mit den steigenden Energiepreisen umgehen werden, dafür haben wir noch keine Lösung gefunden, da warten wir erst einmal ab“, sagt Thomas Mundt. In der Gärtnerei würden die Gewächshäuser mit Öl geheizt und da sei noch eine große Reserve vorhanden, mit der sie über den Winter kommen. Und im großen Glas-Pavillon in der Klützer Straße, den die Familie seit 2017 betreibt, brauche man es nicht wärmer als 15 Grad. „Vielleicht sperren wir im Notfall im Januar oder Februar einen Teilbereich ab, so dass die zu beheizende Fläche kleiner wird“, so der Unternehmer.

Leicht war es zu keiner Zeit in der langen und wechselvollen Geschichte von Blumen Mundt. Seit mehr als 90 Jahren gibt es die Gärtnerei im Grevesmühlener Questiner Weg und auch eine Verkaufsstelle in der Bahnhofsstraße gehörte einst dazu. Heute wird das Geschäft gemeinsam durch die dritte und vierte Generation geführt, durch den Gartenbauingenieur Thomas Mundt und seine Tochter Marieke, die Betriebswirtin ist. „Gemeinsam mit meiner Frau arbeiten wir aktuell zu Zehnt bei uns im Betrieb“, erzählt Thomas Mundt. Die Verkaufsstätte in der Bahnhofsstraße gibt es nicht mehr – als Ersatz wurde nach der Wende in der August-Bebel-Straße ein Haus gekauft und saniert. Dort führt Anke Mundt das Regiment. Außerdem gibt es noch eine Außenstelle in Boltenhagen, eine frühere in Klütz wurde zugemacht.

Noch in der Weimarer Republik gründete Wilhelm Mundt am 30. Januar 1931 die Gärtnerei im Questiner Weg, errichtete fünf Jahre später das erste Gewächshaus. „Heute haben wir dort auf etwa eineinhalb Hektar bewirtschafteter Gesamtfläche rund 2500 Quadratmeter unter Glas und Folie“, erklärt der Gartenbauingenieur, weitere drei Hektar Land sind an Kleingärtner verpachtet. Zum Sortiment gehören Beet und Balkonpflanzen, Jungpflanzen, Baumschulware, Stauden, Pflanzgefäße, Dünger und Erden sowie der Gemüseanbau mit Gurken und Tomaten. In den Läden werden neben dem Verkauf der selbst produzierten Ware Hochzeits- und Trauerfloristik, Sträuße und Gestecke, dekorative Topfpflanzen sowie Adventsbinderei angeboten. Als traditionsreiches Familienunternehmen sind die Mundts mit und bei diversen Veranstaltungen und Aktionen dabei: Jedes letzte Wochenende im April etwa beim Tag der Offenen Gärtnerei. „In geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen zeigen wir unsere Neuheiten und Altbewährtes aus dem Beet- und Balkonpflanzenbereich. Nur an diesem Wochenende können unsere Gäste gern unser Angebot der kostenlosen Bepflanzung Ihrer Gefäße und Balkonkästen in Anspruch nehmen“, verrät Marieke Mundt. Jedes Jahr im Juni nimmt das Unternehmen am Stadtfestumzug in Grevesmühlen teil und präsentiert Blumen Mundt mit floralen Ideen und Kostümen auf den Straßen. „Ebenso immer am 30. Oktober, am Vorabend von Halloween: Da findet in der Grevesmühlener Innenstadt eine Kulturnacht statt. Unsere Filiale in der August-Bebel-Straße 36 bietet an diesem Abend neben dem gewohnten Angebot eine leckere Kürbissuppe bei Kerzenschein und Lagerfeuer an“, berichtet die Betriebswirtin. Und nicht zuletzt erfreut sich die alljährlich zum Totensonntag im Blumen- und Pflanzenmarkt veranstaltete Adventsausstellung bei den Kunden großer Beliebtheit. Das gesamte Wochenende werden bei Glühwein und Plätzchen die neuesten Weihnachtstrends und traditionelle Adventsbinderei angeboten.

Nazizeit, Zweiter Weltkrieg, DDR und Wende mit anschließender Neuausrichtung im wieder vereinten Deutschland – alle Phasen hat die Firma eigenständig gemeistert. „Wir sind auch in der DDR selbstständig gewesen, obwohl mein Vater schon den Beitritt in die GPG, die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft unterschrieben hatte. Aber irgendwie ist dieses Schreiben wohl in irgendwelchen Schubladen verschwunden und so blieben wir privat“, gibt Thomas Mund Einblick in die Historie. Vater Wilfried Mundt hatte von 1953 bis 56 in Lindenberg bei Neustrelitz die Berufsschule besucht. Nach Wanderschaft mit Arbeiten im In- und Ausland sowie einen Meisterlehrgang in den Jahren 1961 und 62 übernahm er am 1. April 1964 das Geschäft vom Gründervater. Im Jahr davor erblickt Thomas Mund das Licht der Welt.

Wie überall in der Wirtschaft hat auch Blumen Mundt mit Fachkräftemangel und dem Heranziehen von Nachwuchs sowohl im Gärtner- als auch Floristikgewerbe zu kämpfen. Thomas Mundt, der ab 1980 seine Lehre als Gärtner im VEG Gartenbau Neubrandenburg gemacht hat, dessen Berufsschule auch in Lindenberg war, darf selbst ausbilden. Schließlich hat er von 1984 bis 87 die Fachhochschule in Werder besucht und als Gartenbauingenieur die Voraussetzung dafür. „Aber der Markt ist leer gefegt. Kaum jemand möchte Gärtner werden, obwohl mit Zierow die Berufsschule dafür sogar im Kreis ist“, weiß der Gartenprofi. Bei den Floristen sieht es nicht besser aus, da ist die Berufsschule allerdings in Ribnitz-Damgarten. „Also versuchen wir, Ungelernte zu bekommen und sie entsprechend einzuarbeiten – aktuell suchen wir ganz dringend eine geeignete Arbeitskraft“, beschreibt Marieke Mundt das Dilemma. Ganz unbekannt ist das Problem fehlender Arbeitskräfte indes nicht: In der Familienchronik findet sich in der Zeit von Wilfried Mundt ein alter Zeitungsartikel mit der Überschrift „Akuter Arbeitskräftemangel über die gesamten 1970-er Jahre“ – allerdings wurde das damals von staatlicher Seite reguliert.

Peter Täufel

 

Blumen Mund GbR
Thomas Mundt und Marieke Mundt
Questiner Weg 33
23936 Grevesmühlen
Telefon: 03881 – 2864
Telefax: 03881 – 714481
E-Mail: blumen.mundt@gmx.de
Internet: www.blumen-mundt.de

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